Die Risiken der neuen Energiegeopolitik Europas für Deutschland

Die Risiken der neuen Energiegeopolitik Europas für Deutschland

Wien / DasFazit

Das seit langem bestehende Missverständnis zwischen Russland und der Ukraine über die politische Zukunft des Landes hat zu einem groß angelegten Krieg in den östlichen Regionen der Ukraine geführt und eine neue geopolitische Situation auf dem europäischen Kontinent geschaffen. Der Zusammenbruch der langjährigen Sicherheits- und Energiearchitektur in Europa spiegelt sich darin wider, dass die EU-Länder ihre politischen, diplomatischen und wirtschaftlichen Beziehungen zum Russland überdenken und in vielen Fällen sogar abbrechen. Die von der EU ab Februar 2022 gegen Russland verhängten Sanktionen betreffen ein breites Spektrum von Themen, von denen das wichtigste der aktuelle Stand der Energiebeziehungen zwischen Russland und Europa ist. Infolge der Sanktionen gegen russische Energieerzeugnisse wird die Menge an Erdgas und Erdölerzeugnissen, die die EU-Länder aus Russland importieren, ab dem zweiten Halbjahr 2022 tendenziell zurückgehen.

Für Deutschland, die als Wirtschaftsmotor des europäischen Kontinents gilt und seit vielen Jahren der größte Importeur von Energieprodukten aus Russland ist, kamen die Ereignisse unerwartet. Das offizielle Berlin war auf die neue und radikale Diversifizierung der importierten Energieträger nicht vorbereitet. Nach Angaben der Bundesnetzagentur waren 52 % der gesamten Erdgaseinfuhren von Deutschland im Jahr 2021 aus Russland.

Ab Ende 2022 stellte Deutschland die Gaslieferungen aus Russland für viele Jahre vollständig ein und ersetzt das russische Gas durch Importe aus den Niederlanden und Norwegen. Infolge des anhaltenden Trends stieg der Anteil Norwegens an der gesamten Erdgasversorgung Deutschlands auf bisher unerreichte 48 Prozent, wie aus den statistischen Daten von 2023 hervorgeht.

Der Gesamteffekt höherer Gaspreise auf die deutsche Wirtschaft ist von der Produktionsseite her betrachtet nicht wesentlich, so Dr. Jan-Christopher Scherer, wissenschaftlicher Mitarbeiter der Abteilung Makroökonomie am Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW Berlin) gegenüber aserbaidschanischer Nachrichtenagentur Trend.

"Höhere Gaspreise bedeuten für die Unternehmen zwar höhere Kosten in der Produktion, der Effekt hängt aber vor allem davon ab, ob das Gas direkt als Input oder als Energieträger eingesetzt wird. Wenn Gas ein wichtiger Produktionsfaktor ist, zum Beispiel in der chemischen Industrie, sehen wir, dass die Produktion etwas beeinträchtigt wird, da das Gas aufgrund der Produktionslinie schwerer zu ersetzen ist. In diesen Branchen und darüber hinaus auch in Branchen mit besonders hohem Energiebedarf, wie der Metallerzeugung und -bearbeitung, der Glas- und Keramikindustrie, ist die Produktion im Jahr 2022 stärker zurückgegangen als die Industrieproduktion insgesamt und liegt immer noch rund 11 Prozent unter dem Gesamtwert", sagte er.

"Der Anteil der energieintensiven Unternehmen an der Wertschöpfung in der Industrie liegt bei etwa 17 Prozent und die Industrie wiederum hat nur einen Anteil von etwa 30 Prozent an der gesamten Wertschöpfung. Daher ist der Gesamteffekt auf die deutsche Wirtschaft von der Produktionsseite her betrachtet nicht erheblich. Allerdings gibt es auch eine Auswirkung auf die privaten Verbraucher. Angesichts der höheren Energiekosten haben viele Haushalte ihren Verbrauch reduziert, was das deutsche BIP verringert. Dies ist der Hauptgrund dafür, dass das DIW Berlin für 2023 einen Rückgang des deutschen BIP um 0,3 Prozent erwartet", so der Experte weiter.

"Für Deutschland war der Effekt zwar ausgeprägter, aber es hatte schon immer relativ hohe Energiepreise im Vergleich zu seinen Nachbarländern. Unternehmen, die sich für Deutschland als Produktionsstandort entscheiden, tun dies aufgrund der allgemeinen Attraktivität des Standorts, für die die Energiepreise nur eine von vielen Determinanten sind", betonte Scherer.

Prof. Dr. Franziska Holz, stellvertretende Leiterin der Abteilung Energie, Verkehr, Umwelt am Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW Berlin), erklärte gegenüber der Aserbaidschans Nachrichtenagentur Trend, dass in Deutschland wie auch in anderen europäischen Ländern der Preis für Erdgas auf dem Großhandelsmarkt das Ergebnis eines Gleichgewichts zwischen Angebot und Nachfrage ist.

"Das russische Gas war in der Vergangenheit nicht billiger als das norwegische Gas oder das LNG, weil die europäischen Importeure seit Anfang der 2010er Jahre und dem Ende der Ölpreisbindung den europäischen Großhandelspreis zahlen. Die Preise sind heute immer noch höher als vor der Drosselung der russischen Lieferungen nach Europa (seit Sommer 2021), fast 50 % höher als das Preisniveau der 2010er Jahre. (30 - 35 €/MWh im Winter 2023/24, verglichen mit ~20 €/MWh in den 2010er Jahren, verglichen mit 300+ €/MWh in der Spitze im Sommer 2022).

Was den Gasverbrauch für den Endverbraucher heute verteuert, sind nicht die Importkosten, sondern Steuern und andere Abgaben. Steuern wie die CO2-Steuer gibt es aber aus gutem Grund, denn sie verteuern die Emissionen aus der Erdgasnutzung und schaffen Anreize, auf Erdgas zu verzichten und auf klimafreundlichere Alternativen umzusteigen. Deutschland und die Europäische Union haben ein klares Enddatum für die Nutzung von Erdgas mit dem Ziel der Klimaneutralität bis 2045 (Deutschland) bzw. 2050 (EU)", sagte sie.

Man kann sagen, dass in der Zeit nach dem Beginn des russisch-ukrainischen Krieges der Marktanteil des traditionellen Anbieters auf den Energiemärkten Europas und Deutschlands, die als sein industrielles Zentrum gilt, gestiegen ist. Es hat ein historisches Minimum erreicht und ist eine neue Energiekarte des Kontinents entstanden.

Die deutsche Wirtschaft und ihr industrielles Potenzial, das sich im Laufe der Jahre durch die Anpassung an das Modell "billiges russisches Gas + niedrigere Energiekosten = wirtschaftlicher Aufschwung" weiterentwickelt hat, ist jedoch derzeit mit einer Reihe von Risiken konfrontiert. Teure Energie von alternativen Lieferanten kann dazu führen, dass Industrieunternehmen in Deutschland in andere Länder mit günstigeren Energieressourcen abwandern. Auch die negativen Auswirkungen des Energiepreisanstiegs auf das erfolgreiche deutsche Wirtschaftsmodell und das Wohlergehen der Bürger des Landes sind unvermeidlich.

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