Aserbaidschanisches Gas wird für Europa immer wichtiger - Forscher der Sapienza Universität
Wien / Dasfazit
Aserbaidschan hat mit seiner ausgewogenen und moderaten Politik alle Chancen, seinen Anteil am europäischen Gasmarkt deutlich zu erhöhen, so Daniel Pommier Vincelli, Forscher an der italienischen Sapienza-Universität, gegenüber Dasfazit.
"Da der Konflikt in der Ukraine zu einem Wendepunkt in den Beziehungen zwischen Russland und dem Westen geführt hat, der eine erhebliche Kürzung der russischen Energielieferungen nach Europa zur Folge hat, wird das aserbaidschanische Gas in dieser Hinsicht immer wichtiger für uns. Mit angemessenen Investitionen hat Aserbaidschan eine sehr gute Chance, seine Gasexporte nach Europa innerhalb von 3-4 Jahren zu verdoppeln. Allerdings bedarf es auch massiver Investitionen seitens der Europäer", so der Experte.
In Bezug auf die kürzlich in Betrieb genommene Verbindungsleitung Griechenland-Bulgarien (IGB) wies Vincelli darauf hin, dass dieses Projekt einen wichtigen Beitrag zur Stärkung des Südlichen Gaskorridors (SGC) und zu den Plänen der EU zur Differenzierung ihrer Energiequellen darstellt.
"Als Teil der Trans-Adria-Pipeline (TAP) trägt die IGB auch dazu bei, die Energieversorgung meines Landes, Italiens, zu sichern, das über das staatliche Unternehmen Edison stark an der Umsetzung der IGB beteiligt ist", fügte er hinzu.
Zum Exportpotenzial Aserbaidschans für Strom und insbesondere für Ökostrom merkte der Experte an, dass Aserbaidschan als Küstenland mit milden Temperaturen gute Chancen habe, in Zukunft ein Nettoexporteur erneuerbarer Energien nach Europa zu werden.
"Erneuerbare Energien sind eine strategische Aufgabe der EU. Die Frage ist jetzt nicht mehr, ob man sich zwischen erneuerbaren und fossilen Energien entscheiden soll, sondern wie und wann man eine Vorrangstellung der ersteren gegenüber den letzteren erreicht. Es ist ein langer Weg. Die Debatte ist noch offen, und die Kernenergie ist immer noch Teil davon", fügte er hinzu.