Die wachsende Bedeutung Zentralasiens für Deutschland

Wien / DasFazit
In den letzten Jahren zieht die zentralasiatische Region die Aufmerksamkeit Deutschlands und anderer EU-Länder auf sich selbst. Denn die Länder der Region verfügen über Energieressourcen und liegen an der Kreuzung strategisch wichtiger Routen für Europa.
Nach dem Ausbruch des Ukraine-Krieges ist Deutschland eher daran interessiert, seine Beziehungen zu China, einem seiner größten Handelspartner, über Zentralasien fortzusetzen. Aus diesem Grund spielt diese Route, die als "Mittlerer Korridor" bezeichnet wird und Europa über die Türkei, Georgien, Aserbaidschan und Kasachstan mit China verbindet, eine wichtige Rolle für die deutsche Wirtschaft. Wie das Statistische Bundesamt (Destatis) mitteilt, belief sich der Handelsumsatz zwischen Deutschland und der Volksrepublik China im Jahr 2021 auf 246 Milliarden Euro. Zweifellos spielt auch die zentralasiatische Region in diesem Zyklus eine Rolle.
Nach dem Zerfall der Sowjetunion begann Deutschland, wie auch eine Reihe westlicher Länder, mit dem Aufbau von Wirtschaftsbeziehungen in der Region. In den vergangenen 30 Jahren haben Dutzende von deutschen Unternehmen in die Wirtschaft dieser fünf ehemaligen postsowjetischen Länder investiert. Die GIZ (Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit), die KfW-Bank und die AHK (Deutsche Handelskammer) spielen die aktivste Rolle beim Ausbau der Wirtschaftsbeziehungen zwischen Deutschland und den zentralasiatischen Staaten.
Deutschland, das vor dem Hintergrund des Ukrainekrieges auf russisches Öl und Gas verzichtet, sucht nach alternativen Energiequellen. In dieser Hinsicht können die reichen Öl- und Gasfelder und das große grüne Energiepotenzial der zentralasiatischen Länder der Aufmerksamkeit Deutschlands nicht entgehen. Auch deutsche Unternehmen sind im Rahmen verschiedener EU-Entwicklungsprogramme in Zentralasien in den Bereichen Landwirtschaft, Bergbau, Bildung, Gesundheitswesen, Digitalisierung und Transitfracht aktiv.
Robert Säverin, Pressesprecher des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK), sagte, Deutschland sehe großes Potenzial in der Zusammenarbeit mit Kasachstan im Bereich Grüne Energie. Laut Säverin haben Deutschland und Kasachstan am 7. November 2022 Abkommen zur wirtschaftlichen Zusammenarbeit im Bereich wichtiger Rohstoffe und Wasserstoff unterzeichnet, erste Umsetzungsprojekte haben bereits begonnen.
SVEVIND, eine private Gruppe deutscher Unternehmen der Erneuerbare-Energien-Branche, plant ihr erstes Großprojekt in der Region Mangghystau im Westen Kasachstans.
Darüber hinaus sagte der Energieminister des Landes, Bolat Aqscholaqow, dass Kasachstan jährlich 6 Millionen Tonnen Öl nach Deutschland über die Pipeline „Druschba“ liefern wird, die durch das Territorium Russlands führt.
Nach Angaben des kasachischen Statistikausschusses stieg das Volumen der Direktinvestitionen Deutschlands in die Wirtschaft Kasachstans im Jahr 2021 um 25 Prozent und überstieg 320 Millionen Dollar. Der Wert des Handelsumsatzes zwischen Kasachstan und Deutschland im Jänner-März 2021 betrug 414,1 Millionen Dollar.
Auch deutsche Unternehmen sind in Usbekistan aktiv. Zuletzt hat im Jänner das usbekische Bergbau- und Hüttenkombinat „Almalyk“ (AMMC) 54 Förderer bei der deutschen Firma „Aumund Fördertechnik“ bestellt. Der Gesamtbetrag des Auftrags wurde nicht bekannt gegeben, aber Aumund sagte, dass es vier identische Bogenplattenförderer für 3,34 Milliarden US-Dollar liefern wird.
Die Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) unterstützt die wirtschaftliche Entwicklung von Tadschikistan, Kirgisistan und Turkmenistan. Insgesamt 22 Nichtregierungsorganisationen in Kirgisistan erhielten einen Zuschuss in Höhe von 4,6 Millionen Euro für die wirtschaftliche Entwicklung in den Bereichen Landwirtschaft und Tourismus. Die GIZ wird Turkmenistan zudem dabei unterstützen, sein Warentransitsystem bis Ende 2023 vollständig zu digitalisieren. Damit können Händler ihre Waren beim Zoll elektronisch vordeklarieren und auch ohne Papierdokumente in andere Länder transportieren. Dadurch wird der Transit zwischen Turkmenistan und den Nachbarländern schneller und sicherer.
Darüber hinaus leistet die GIZ große Beiträge zur Entwicklungsstrategie der Landwirtschaft Tadschikistans. Seit 2019 wurden rund 8.000 Bauern von der GIZ in Tadschikistan unterstützt. Die Gesellschaft unterstützt auch lokale Kooperativen bei der Entwicklung des Baumwollanbaus im Land nach EU-Standards. Das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung hat über die KfW 20 Millionen Euro für die Wiederherstellung der Wälder in Tadschikistan bereitgestellt.
All diese und viele weitere Projekte, die in Zukunft geplant sind, zeigen, dass Deutschland sein Interesse an der zentralasiatischen Region Jahr für Jahr steigert und versteht, wie wichtig diese Region für seine Wirtschaft ist.
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